So gegen 7.30 Uhr bin ich aufgewacht und hab leise gegen die Abteiltür, wo Andreas schlief, geklopft. Natürlich waren dann auch all die anderen im Abteil wach. Wir machten uns erst einmal frisch und gingen durch den wackligen Zug in das Zugrestaurant. Ich nahm Kascha, das ist ein Brei aus Buchweizen mit Milch, der zu jedem russischen Frühstück gehört. Andreas nahm ein Omlett, dass wieder aussah wie eine Eierschecke, dazu gab es Kaffee, aber leider ohne Milch. Das stärkte uns erst einmal für den Tag. Um 09:07 Uhr erreichten wir pünktlich Moskau. Wir warteten bis etwa 10:00 Uhr auf jemanden vom Reisebüro, der uns laut Reiseplan abholen sollte. Aber wie wir uns das schon dachten. kam wieder einmal niemand. Also machten wir uns selbst auf den Weg zu unserem Hotel, dem „Hotel Polesje". Gott sei Dank war an dem Bahnhof gleich eine Metro- Station und 200 m von der Metro- Station „Kitai Gorod" entfernt, sollte unser Hotel sein. Wir fragten ein paar Leute, die wir auf der Straße trafen nach dem Weg. Mit Ihrer Hilfe und nach einigen Umwegen fanden wir dann ohne Probleme das Hotel. Es war sehr freundlich von den Leuten uns zu helfen.
Das Hotel befindet sich im Gebäude der Weißrussischen Botschaft und so sieht es auch aus. Das gesamte Hotel und die Zimmer haben noch einen gewissen Russischen Charme. Wir zeigten an der Rezeption unseren Voucher vor und gaben unsere Reisepässe ab, um einzuchecken und die Anmeldung durchführen zu lassen. Dann erhielten wir auch den Zimmerschlüssel. Wieder eine Etappe geschafft, zum Glück war wohl das Hotel bezahlt, dann ließen wir erst einmal all unsere Sachen fallen. Unser Zimmer hatte sogar einen großen Kühlschrank und einen Wasserkocher. Natürlich versuchten wir vom Hotelzimmer aus über das Telefon, das Reisebüro zu erreichen, aber wie vielleicht auch nicht anders zu erwarten, ging dort niemand ans Telefon. Wir beschlossen, uns den Tag nicht vom Reisebüro verderben zu lassen und liefen zu dem etwa 500 m vom Hotel entfernten Roten Platz. Das Wetter war warm und auf dem Roten Platz waren viele Leute unterwegs. Das Lenin- Mausoleum war zwar geschlossen, taugte aber gut als Fotokulisse.
Im Alexanderparkder sich am Kremel befindet, schauten wir uns das Ehrenmal des unbekannten Soldaten an ein Mahnmal für den 2. Weltkrieg. Dort steht eine Mahnwache und jede Stunde findet eine Wachablösung statt. Richtig zackig im Stechschritt, ein richtiges Schauspiel. Dann gingen wir zurück über den Roten Platz zur Basilius- Kathedrale und besichtigten sie von außen und auch ausgiebig von innen. Die Kathedrale ist innen sehr verwinkelt und auch düster angelegt. Nach der Besichtigung hörten wir vor de Kaufhaus GUM Musik. Als wir ankamen, sahen wir, dass dort die Präsentation eines neuen russischen Autos stattfand. Es sang sogar ein Soldatenchor, zu richtig traditioneller russischer Musik und das auch zum Teil auf eine witzige Art und Weise. Nachdem wir der Präsentation des Autos zugeschaut hatten, gingen wir ins GUM. Leider haben wir nichts gekauft, da wir in den vielen Nobelgeschäften (wie BOSS oder Chanel) nichts fanden. Als selbst ein Geldautomat im GUM uns kein Geld geben wollte, sind wir gegangen!
Aber wir haben zum Glück noch einen kleinen Laden zum Einkaufen gefunden. Wieder zurück im Hotelzimmer bunkerten wir unsere Einkäufe in dem großen Kühlschrank im Hotelzimmer. Danach zauberten wir uns ein schönes Abendessen im Zimmer und tranken Tee dazu. Das war sehr gemütlich, und bei einem Russischen Bier konnten wir den Tag Revue passieren lassen und uns überlegen, was wohl mit dem Reisebüro los ist.
Heute morgen sind wir zeitig aufgestanden und um 7.30 Uhr zum Frühstück gegangen, weil um 8 Uhr ein Ausflug ins Sternenstädtchen angesetzt war. Das Sternenstädtchen ist das Kosmonauten- Trainingszentrum in der Nähe von Moskau. Es sollte uns um die Zeit ein Guide im Hotel abholen. Es wurde um 8 Uhr und es wurde auch nach 8 Uhr, aber nichts passierte. Niemand kam! Oh, waren wir sauer. Als wir wieder mal versuchten, jemanden vom Reisebüro zu erreichen, ging niemand ans Telefon. Das war echt der Hammer! Auch auf eine Mail, die wir noch am Vorabend an das Reisebüro gesandt haben, bekamen wir keine Antwort. Wie haben dem Reisebüro dann auf den AB gesprochen und noch eine Mail geschrieben! Anschließend haben wir noch bis etwa Mittag auf eine Antwort vom Reisebüro gewartet. Aber natürlich hat sich niemand gemeldet. Nachdem wir uns von diesem Schock erholt hatten, gingen wir los, in die Stadt, um sie für uns zu entdecken.
Wir wanderten in Richtung Roter Platz und fanden den . Das war das Wohnhaus der Romanows, die auch den letzten Zaren gestellt haben, es wurde im 16 Jahrhundert gebaut. Darin war es so, wie man sich die Wohnhäuser der Russen vorstellt, viel Holz, alles mit bunten Decken abgedeckt, wir konnten uns richtig vorstellen, wie gleich eine niedliche Babuschka durch die Räume wackelt, so wie es nur in Russland sein kann. In dem Wohnhaus hätten auch die russischen Märchen ihren Ursprung haben können. Da ein Enkel der Romanows das Haus einem Kloster geschenkt hat, befand sich gleich daneben eine Kirche. Als wir diese Kirche besuchen wollten, sind wir leider mit dem Kommentar, das diese Kirche heilig ist und keine Touristenattraktion ist, hinauskomplimentiert worden.
Anschließend sind wir an der Moskwa langgewandert und haben den Kreml von allen Seiten fotografiert. Und wieder mal ist uns aufgefallen, dass die Russen total auf Hochzeit, mit anschließender Fahrt in der Stretchlimo (z.B. einem total rostigen und überlackiertem Hammer, in viellen Fällen) und dann an allen Sehenswürdigkeiten anhalten und sich fotografieren lassen, stehen. Überall sahen wir Brautpaare. Entlang der Moskwa kamen wir zur Christi- Erlöser- Kathedrale mit über 100 Meter Höhe, angeblich die größte Russisch-Orthodoxe Kirche. Natürlich posierten vor der Kathedrale gleich 2 Brautpaare. Dann sind wir langsam an der Moskwa wieder zurück zum Kreml gelaufen. Und haben im Alexanderpark wieder die Wachablösung beobachtet, da herrscht noch Disziplin, nicht so wie vor dem Buckingham Palast. Andreas war ganz fasziniert davon, ich glaube, er wäre gern da mitmarschiert. Es war aber auch interessant, dies zu beobachten, ich fand es auch spannend und war beeindruckt, dass diese Mahnwache so korrekt abläuft. Für frisch verheiratete Ehepaare gehört es zum Pflichtprogramm am Mahnmal für den unbekannten Soldaten Blumen abzulegen.
Als nächstes ging es zum „Allrussischen Ausstellungszentrum" . Schon vom Museum aus hörten wir Musik aus der Richtung, denn auf dem Gelände war ein Jahrmarkt. Aus diesem Grund und weil es gerade Wochenende war, waren viele Russen unterwegs und überall gab es Naschereien und Snacks. Das „Allrussische Ausstellungszentrum" wurde 1939 als „All-Unions-Landwirtschaftsausstellung" eröffnet. Im Jahre 1959 wurde es zur „Ausstellung der Errungenschaften der Volkswirtschaft der UdSSR" einer Schau, die als Demonstration der Leistungsstärke der sowjetischen Planwirtschaft gedacht war, umbenannt. Der Name der Ausstellung wird auf russisch mit „WDNCh" abgekürzt, deswegen hat die Metro-Station hier auch diesen sonderbaren Namen. Wir haben uns die einzelnen Pavillons angeschaut, für jede ehemalige Teilrepublik der UdSSR gab es einen solchen. In den Pavillons befanden sich Verkaufsstände mit typischen Produkten der jeweiligen Teilregion. Vor dem ehemaligen Kosmos-Pavillon war eine Rakete mit Abschussbasis im Freien aufgestellt. Im Kosmos-Pavillon befindet sich heute aber ein Gartenmarkt. Beeindruckend war es, unter dieser Rakete zu stehen, die riesig groß war. Dann stand noch ein Flugzeug von Aeroflot zur Besichtigung auf dem Gelände. Ein schöner Treffpunkt für die Einheimischen ist der große Springbrunnen gleich am Eingang, verziert mit goldenen Frauen in russischen Trachten, jeweils bestückt mit typischen Utensilien der jeweiligen Teilregion. Zwischendurch haben wir Blinis gegessen und zum Abendbrot gab es eine Art russischen Döner mit schwarzem Tee. Dann ging es mit der Metro zurück zum Hotel.