So, heute ist es soweit, um 6 Uhr habe ich den Frühstückstisch gedeckt und Andreas hat sich frisch gemacht, dann haben wir zusammen gefrühstückt und Zeitung gelesen. Schön entspannt, weil wir ja bereits alles gepackt hatten. Dann haben wir noch den Müll fortgeschafft, die Wasserversorgung der Blumen geprüft, viele Stecker rausgezogen und noch die Küche aufgeräumt. Dann konnte es losgehen, da es auch an der Zeit war. Wir waren sehr entspannt und freuten uns, wie man sich auf Weihnachten freut, all die Planung hatte ein Ende und jetzt konnte die Umsetzung beginnen.
Mit den Taschen zuckelten wir Richtung Bahnhof und mit dem Zug ging es um 08:08 Uhr nach Leipzig. Um 8.33 Uhr in Leipzig angekommen, fuhren wir um 8.51 Uhr weiter nach Berlin. Im ICE gab es dann das 2. Frühstück und die ersten Eindrücke wurden notiert. Pünktlich erreichte der ICE Berlin HBF und wir fuhren mit dem Bus weiter zum Flughafen Tegel. Das Einchecken verlief ohne Probleme. Wir hatten sogar noch 5 kg Freigepäck übrig. Eine reife Leistung. Vor uns war noch eine Schulklasse, wohl aus Russland, die auch mitfliegen wollten. Während des Abschiedes zwischen diesen und der deutschen Klasse flossen reichlich Tränen. Dann war noch mein Urlaubsbuch an Oma zu verschicken, weil ich es schon gelesen hatte und ich Oma mit dem Paket eine Freude machen wollte. Nach einer geraumen Weile fanden wir im Flughafen eine Post, die Frau dort war jedoch nicht bereit, uns zu helfen, eine passende Verpackung für das Buch zu finden. Sie sagte, sie habe nur kleine Verpackungen, in denen das Buch aber nicht reinpasst. Nach einiger Suche in den Flughafenläden fanden wir dann jemanden, einen Verkäufer bei "Plus Express", der uns eine Papiertüte für 50 Cent gab, in die dann auch das Buch passte. Damit gingen wir zur Post zurück. Die Frau von der Post sagte jetzt, sie habe nix zum zukleben, dafür sei eine Postfilalie in einem Geschäft nicht da. Nach einigem Drängen verklebte sie das Paket mit Klebeband. Andreas brachte noch ein paar Werbeaufkleber an, diese ignorierte sie aber und wir konnten das Paket für 2,20 EUR wegschicken und wir hatten in unserem Gepäck wieder Platz für ein neues Buch.
Beim Sicherheitscheck war Andreas Technikrucksack wieder mal auffällig, aber er musste diesmal nur die Spiegelreflexkamera auspacken, welche dann genauer untersucht wurde. Wir wurden schon aufgerufen für unseren Flug, weil wir die letzten waren, die einstiegen. Der Flug dauerte nur 1 h 45 min und wir waren dankbar für 1 Sandwich, etwas zu trinken und einen „Focus" und einen „Stern". Ein paar Minuten vor der geplanten Landezeit kamen wir in Sankt Petersburg an. Lustig war die Prüfung auf Schweinegrippe bei der Einreise mittels einer Art Infrarotthermometer, ein unförmiger großer Kasten, den eine Frau in einem weisen Kittel in ihren Händen hielt und so die Passagiere auf überhöhte Temperatur überprüfte. Schon im Flugzeug mussten wir ein Formular ausfüllen, in dem wir angaben keine Schweinegrippe zu haben und nicht aus einem Schweinegrippe- Land zu kommen. Die relativ strenge Einreisekontrolle meisterten wir ohne Probleme. In der Ankunftshalle erwartete uns bereits jemand vom Reisebüro, Sie fuhr uns mit einem Fahrer zu unserem Schiff am Flusshafen. Unterwegs fragten wir sie, ob sie etwas vom Reisebüro für uns mithätte, sie verneinte. Es ging uns um die 5.000 Rubel pro Person, die wir als eine Art Frühbucherrabat bekommen sollten. Da wir so ja keine Rubel hatten, ließ sie an einer Bank anhalten und wir holten ein wenig russisches Geld.
Dann setzten sie uns am Flusshafen der Newa ab, es war so ca. 17.30 Uhr, ab 18 Uhr konnte man auf dem Schiff einchecken. Irina fuhr wieder davon und wir warteten die halbe Stunde bis zum Einchecken am Hafen. Dann konnten wir auf das Boot, erhielten den Zimmerschlüssel und ein Programmblatt in russisch. Unsere Kabine war in einem uns nur zu gut bekannten russischen Charme gestaltet. Denn schließlich wurde das Schiff ja in den VEB Elbewerften Boizenburg/ Rosslau gebaut. Dann gingen wir nochmals von Bord und suchten einen Supermarkt, um Wasser, Kekse und was zu essen zu kaufen. Zum Glück fanden wir ohne Probleme, was wir suchten und konnten uns auf dem Weg dahin schon mal den russischen Straßenverkehr live anschauen, sehr interessant die alten russischen Straßenbahnen und das alte, sehr verfallene Gleisbett. Der Asphalt bröckelte schon im Gleisbett und riesige Asphaltbrocken fehlten bereits im Schienenbett.
Um ca. 7.30 Uhr sind wir nach einem schönen und tiefen Schlaf in den für Andreas etwas zu kurzen Betten aufgewacht. Die Landung an der Insel Walaam haben wir verschlafen, aber wir wurden mit schönstem Sonnenschein geweckt. Wir gingen erst einmal auf Deck und schauten uns die Umgebung an. Kurz gingen wir auch mal von Bord.
Um 8 Uhr gab es Frühstück. Leider gab es pro Person nur einen löslichen Kaffee inklusive, aber dafür eine russische Spezialität, wie eine Art Eierkuchen mit saurer Sahne darüber. Hmm lecker. Dann gab es auch noch Omelett, in Form einer Eierschecke. Aber es schmeckte. Dann sind wir so gegen 8.45 Uhr von Bord gegangen und dort begegneten uns erst mal 2 Hunde und ich kraulte eine schöne mollige Rassekatze. Wir wanderten zu einer Kirche, die war niedlich und klein und auf dem Gelände befanden sich auch noch uralte Wirtschafts- und Wohngebäude, die aber alle noch in Benutzung waren. Richtig drollig. Walaam ist eine russisch- orthodoxe Klosterinsel im Ladoga See, auf der sehr viele Klöster stehen und fast nur Mönche leben. Die Insel ist stark bewaldet und es gibt noch viele kleine Inseln rundherum, ein richtiges kleines Archipel. Wir beschlossen auf dem Hauptweg, den es hier gab, entlangzuwandern. Zur Unterstützung kauften wir eine Touristenkarte. Nach etwa 6 km kamen wir am frühen Vormittag an das Hauptkloster der Insel. An das Kloster schloss sich auch ein kleiner Hafen an, wie eine Art Bucht, dort waren ein Ausflugsschiff, eine superschicke Yacht und auch eine Art Transportschiff gelandet. Wir gingen in das Kloster. Im Inneren der Kirche musste ich eine Art Tuch um meine Beine binden, wie ein Rock, obwohl ich lange Hosen anhatte und ein Tuch um die Haare binden, so verlangt es die Religion. Das Innere der Hauptkirche im Kloster bestand aus 2 Etagen mit heiligen Räumen, der Heiligste lag in der 2. Etage und war noch prächtiger mit Gold verziert. Überall sahen wir Russinnen, die beteten und die Ikonen küssten. Rund um das Kloster waren viele Katzen und sogar ein Hund unterwegs. Auf der Hinterseite des Klosters befanden sich viele alte Gebäude, die nur noch teilweise genutzt wurden. Wir sahen auch ein paar Popen, die ganz interessant gekleidet waren, in schwarzen Kutten und mit schwarten Mützen, ältere Popen trugen lange weiße Bärte. Auf dem Gelände befanden sich schön angelegte Gärten.
Dann sind wir die 6 km wieder zurückgewandert. An Land trafen wir unsere Tischnachbarn, kurz vor dem Schiff. Sie hatten ein paar Souvenire gekauft. Um 13 Uhr sind wir auf das Schiff gegangen und haben zu Mittag gegessen, und zwar Salat, Karotten- Pinien- Reis mit Rosinen und als Nachtisch gab es eine lustige Biskuitrolle.
Dann haben wir ein wenig geschlafen, so bis 14.30 Uhr. Als wir unseren Schlüssel abgeben wollten, wurde uns ein Coupon o.ä. in die Hand gedrückt und wir wurden zu einem Ausflugsschiff geschleust. Wir waren ganz gespannt, wohin wohl die Fahrt gehen würde, da wir ja kein Russisch verstanden und siehe da, jetzt fuhren wir mit dem Schiff über den Ladoga- See kostenlos zum Hauptkloster. Auf dem Weg sahen wir schöne abgelegene Abteien und genossen das sonnige Wetter. An der Bucht bei dem Hauptkloster wurde Halt gemacht. Da wir das Hauptkloster schon besichtigt hatten, wanderten wir mit unserer Touristenkarte zu einem anderen Kloster in der Nähe, ich durfte in das Kloster nicht rein, weil ich als Frau mit Hosen und offen Haren wohl nicht richtig gekleidet war. Also ist Andreas allein reingegangen. Aber Andreas war schnell wieder draußen, weil er mich nicht allein lassen wollte, mir war allein auch schon ein wenig mulmig zumute. Ich war froh, ihn wiederzusehen. Dann wanderten wir entsprechend der Touristenkarte, aber irgendwie konnte man sich aufgrund fehlender Schilder an ihr nicht orientieren, wir erreichten eine kleine Kirche und ein total süßes russisches Holzhaus, wie in den russischen Märchen. Doch es war nicht dort, wo wir hinwollten, zumindest war keine Brücke dort, wie auf der Karte eingezeichnet. Ein russischer Pfarrer grüßte mich, aber ich traute mich nicht, ihn zu fragen, dafür fragte Andreas einen anderen Pfarrer, der wohl aus Finnland war. Dieser nahm uns mit auf einem kleinen Holzboot mit und dessen Ruderer Sie setzte uns bei einer kleinen Farm ab. Huh, war das spannend, das Boot war eindeutig mit den Vier Leuten überladen, wir hatten maximal noch 2-3 cm Abstand zwischen Bootsrand und Wasserfläche, ich habe Andreas sicherheitshalber angewiesen, sich nicht zu sehr im Boot zu bewegen. Am Ufer angekommen, auf dem Grundstück einer Kolchose (hier wird koscheres Fleisch für die Popen hergestellt) und einem etwas hysterischen Popen, der verstört auf mich zeigte, wurden wir von ihm angewiesen, das Grundstück zu verlassen. Als Andreas ihn nach dem Weg fragte, zeigte er völlig entgeistert auf den Ausgang. Wir wanderten weiter und ruhten uns auf einer Bank aus und aßen Kekse, dort machte Andreas mir einen Heiratsantrag!!! Ich habe natürlich JA gesagt und mich riesig gefreut, das war so überraschend für mich. Wir sahen noch einen Popen mit einem quietschenden Fahrrad vorbeikommen, so sparte er sich die Klingel. Dann wanderten wir weiter durch den Wald zum Schiff und sahen viele Pilze. An der Anlegestelle angekommen, kletterten wir auf den Felsen an der Küste, wo auch unser Schiff angelegt hatte und genossen die Aussicht auf den Ladoga- See.